, Ilse New

Besuch im Museum "Kloster Kleines Klingenthal" mit Satu Blanc

Liebe Anita
Liebe Frauen der Kultur- und Wandergruppe
 
Welch ein vergnüglicher, inspirierender und lehrreicher Kultur-Rundgang! Voll der Eindrücke dieses szenischen Rundgangs durch das ehemalige spätmittelalterliche Frauenkloster am Unteren Rheinweg, möchte ich diese hiermit nochmals aufleben lassen und mit euch allen teilen! 
 
Schon der überraschende Auftritt von Anna, der Klostermagd zu Klingenthal, die aus dem 15. Jahrhundert regelrecht zum Stiegenaufgang des Klosters hereingefallen bzw. gestopert ist, in unsere Welt im Jahre 2024 - und uns dann mitgenommen hat auf diese Zeitreise, in der das Kloster Klingenthal von ca. 40 Nonnen - meist adelig-wohlhabender Herkunft - und einer gestrengen Äbtissin bewohnt und beherrscht war.
Standesunterschiede spielten eine Rolle ... die Nonnen waren gebildet, konnten Latein, "ora et labora" war ihr offizieller Leitspruch, doch war ihnen Dank ihrer vermögenden Herkunft kein asketisch bescheidenes Dasein beschieden, denn sie bewohnten im Kloster häufig nicht nur eine Zelle, sondern deren mehrere, besassen auch Länderein, Rebberge und dgl. mehr und konnten, mit Schmuck behangen, am Wochenende Verwandte besuchen und die anfallenden Arbeiten u.a. der Klostermagd Anna überlassen. 
 
Die Schauspielerin Satu Blanc wechselte bisweilen die Rollen, schlüpfte kurz in die Gestalt der strengen Äbtissin, die der Schwester Clara als Strafe für ein kleines "Vergehen"  gleich 100 Ave Maria aufbrummte, undzwar im spinnenverwobenen, kalten Estrich des Klosters, einsam und allein -- dass ihr vor Kälte und Angst vor dem "Klostergespenst" die paar Zähne (die sie noch hatte) klapperten ... Wie gut wir Frauen das alle nachvollziehen konnten, als wir sie später oben besuchten...wo sie in grossem Kummer und Leid ihre Ave Maria herunterbetete ...händeringend und voller Angst vor dem "Klostergespenst" erst bei dem 49. Ave Maria gelandet war .[ Fotos Nonne Clara]
 
Ja, die gebildeten Nonnen konnten, gemäss der Erzählung der Klostermagd, gut lesen, Latein und Deutsch.. auch "verbotene Bücher" ... ob uns, im Jahre 2024, das auch erlaubt sei, wurden wir gefragt.  Und was denn unsere Männer dazu sagen würden, fragte Anna die Klostermagd.. kurz unsere "behosten" Beine musternd --  mit unserer Antwort, die Männer würden wir nicht fragen, gab sie sich zufrieden.
 
Draussen strahlte die Sonne und fegte der Wind die ersten gelb-goldenen Blätter von den Bäumen... drinnen liefen wir am "Lebensrad" vorbei (Foto), und Anna gemahnte uns daran, dass damals den Menschen schon bewusst war dass nichts "von Dauer" sein mag, von der grössten Höhe kann der Mensch in den tiefsten Abgrund stürzen, durch Armut, Krankheit oder einen Schicksalschlag..
 
Wir wurden andächtig am Heiligen Martin (Symbol für Barmherzigkeit, weil er seinen Mantel mit einem Bettler teilte) vorbei geführt, dann begegneten wir der "Kräuternonne", die uns mit schiefem Mund all die wohlriechenden, Heilung bringenden Kräuter in Erinnerung rief.
 
Köstlich auch, wie die Klostermagd ganz leicht und rasch in andere Rollen schlüpfte, als Aebtissin, als arme Nonne Clara, die Busse tun musste .. oder auch als Kommentatorin. Ihre Mimik und Gestik waren mitreissend, und wir Frauen wurden gleichsam Zeuginnen einer lange vergangenen Welt, die in ihren Möglichkeiten noch so viel eingeschränkter war als unsere heute.
Zum Abschied gab uns Anna noch ein spezielles Guetsli mit auf den Weg...und was war es?? In ein Tuch gewickelt .. ein Basler Läckerliii!!

 

Strahlender Sonnenschein nahm uns draussen in Empfang, beschwingt und heiter genossen wir im Rhywyera ein feines Mitagessen und schwelgten, eifrig diskutierend und lachend, in unseren Impressionen von dem gelungenen kulturellen Ausflug, der nicht nur inhaltlich, sondern auch künstlerisch wunderbar inszeniert war. 
 
Herzlichen Dank nochmals dir, Anita, für die Planung und Einladung zu diesem wunderbaren Kultur-Rundgang!
 
Auf dem Heimweg im Bus 34 ins Obere Leimental erreichten mich noch ganz herzliche Grüsse von Elsbeth, die ich hiermit an euch alle weitergebe, in nachfolgender Mail -- mit einer Auswahl an Bildern ihrer Vogelwunder-Herbstreise, wunderschön festgehalten in Form und Farbe!
 
Herzlich grüsst euch
 
Ilse (New)