Herbstfahrt des Veteranenbundes
Ob Jean-Michel geahnt hatte, dass nach dem langen heissen Sommer, schönes Wetter für die Herbstfahrt eher fraglich sein würde? Jedenfalls waren Treffpunkt und Ziel perfekt gewählt. Statt im leichten Nieselregen in der Gartenstrasse auf den Bus zu warten, trafen sich etwa dreissig Veteranen und Frauen der Kultur- und Wandergruppe im Atrium der Confiserie Beschle zu Café et Croissants. Auf direktem Weg ging es dann im komfortablen Bus ins luzernische Kaltbach, dem Standort vom Emmi, dem mit 9000 Mitarbeitern und über 4 Mrd. Umsatz grössten Milchverarbeitungsbetrieb der Schweiz. Den Meisten wohl bekannt für seine Joghurt und den der jüngeren Generation für seinen Caffè Latte! Berühmt aber auch für die höhlengereiften Käse, und genau der wird in Kaltbach in kilometerlangen Sandstein Höhlen gemacht und in einem modernen Besucherzentrum gezeigt. Ein Besuch der uns staunen lassen werde, verspricht unser Gastgeber. Er sollte recht damit haben. Vorher aber kleiden wir uns entsprechend ein!
1953 entdeckten Käser der Region durch Zufall die besondere Wirkung, die die Lagerung Ihre Käse in dieser Höhle auf deren Qualität hatte. Es war die Geburtsstunde eines neuen, wichtigen Geschäftszweiges der damals stark auf Käse Produktion und -Export ausgerichteten Firma; der Käseveredelung. Das nach und nach zu einem mehrere Kilometer langen Labyrinth von Gängen und Kavernen ausgebauten Höhlensystem bietet heute Platz für über 100'000 Käselaibe aller Sorten und Grössen. Vom kleinen Rahmkäse bis zum 100 Kilogramm schweren Laib reifen hier die besten Emmentaler, Gruyère, Appenzeller usw. zu höhlengereiften Kaltbach AOC Delikatessen, werden Tonnen Raclettekäse durch Einreiben mit verschieden gewürzten Sülzen zu Spezialitäten in vielen Geschmacksrichtungen, Grössen und Formen für den Verkauf in der ganze Welt.
Beeindruckt haben mich aber nicht nur die in den vielfarbigen Felsen gehauenen Gänge mit den millimetergenau auf die Grösse der unzähligen Laibe in allen Grössen, Formen und Farben angepassten Regalen, sondern auch mit wieviel Hightech hier gearbeitet wird. Nur selten begegnet man einem Arbeiter während der Führung durch die Gänge. Keine Käser mit hochgekrempelten Hemden und kräftigen Oberarmen, die die schweren Laibe fegen und wenden, keine flinken Hände, die die runden und viereckigen, goldgelben und schwarzen kleinen Laibe mit Bürste und prüfendem Blick pflegen, wie ich dies aus meiner Jugend noch in Erinnerung habe. Raffinierte Automaten und Roboter übernehmen hier diese mühsame und anspruchsvolle Arbeit.
Nicht weniger beeindruckt hat mich aber auch die Professionalität und das fundierte Wissen unseres Führers und dessen Identifikation mit dem Betrieb. Man glaubte, den stolzen Besitzer von Emmi Kaltbach höchst persönlich vor sich zu haben, der zum Schluss zum reichhaltigen Käsebüffet lud.
Danke, Jean-Michel und Miranda für diesen interessanten Ausflug!
Martin Rechberger
PS 1: Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass wir vom zwischenzeitlich eingetroffenen strömenden Regen erst bei der Heimfahrt «über Land» Kenntnis nehmen mussten, was aber weder die angeregt Diskutierenden noch jene beim Nickerchen wirklich störte.
PS 2: Wer mehr über EMMI Kaltbach wissen oder den Besuch nochmals erleben will: www.emmi-kaltbach.com